Ist die Künstliche Intelligenz einzureihen in die großen Kränkungen der Menschheitsgeschichte, weil wir erneut von einem Sockel gestoßen werden? Oder ist die KI nur eine Chimäre? Der Philosoph und Sprachwissenschaftler John Roger Searle behauptet, dass eine KI nicht wirklich denken kann und dass sie niemals etwas Vergleichbares wie das menschliche Bewusstsein wird entwickeln können. Folgt man seinen sprachwissenschaftlichen Ausführungen, die die kompliziertesten Modelle für Kommunikationsprozesse entwerfen, dann erscheint es logisch, dass die vielen Kanäle jenseits von Sprache von einer KI nicht bedient werden können. Sinnesebenen, Beziehungsebenen, emotionale Erfahrungsebenen … was alles in Kommunikation mit hineinspielt, die KI besitzt nur einen kleinen Ausschnitt dieser Fähigkeiten.
Weiterlesen „Markus Gabriel: Der Sinn des Denkens“Markus Gabriel: Warum es die Welt nicht gibt
Der Neoexistenzialismus beschäftigt sich mit den alten Fragen der Existenz. Was gibt es, was gibt es nicht. Was ist das Universum, was ist die Welt? Man versteht an dieser Stelle, warum zum Grundstudium der Philosophie zuerst einmal die Logik dazugehört. Sehr anschaulich wird der/die LeserIn hier eingeführt in die Konstruktion und Rekonstruktion von Begriffen, die für uns die Welt bedeuten.
Weiterlesen „Markus Gabriel: Warum es die Welt nicht gibt“Ulrike Guérot: Nichts wird so bleiben, wie es war? Europa nach der Krise – eine Zeitreise
Ulrike Guérot, Politikwissenschaftlerin, u.a. Professorin für Europapolitik und Demokratieforschung, ist in den letzten Jahren viel zu sehen und zu hören zum Thema Europa. Viele anregende Gedanken aus ihrem Buch von 2017 „Warum Europa eine Republik werden muss“ werfen ein ganz erhellendes Licht auf weitgehend von der Öffentlichkeit unbemerkt ablaufende Entwicklungen und auch auf Defizite. Vor allem die fehlende gemeinsame Fiskal- und Sozialpolitik, die fehlende Bereitschaft, einen Schritt weiter zu gehen, gerade auch in der Krise, ist auch Thema ihres neuesten Buches „Nichts wird so bleiben, wie es war?“
2020 haben wir innerhalb Europas Grenzschließungen erlebt und auch 2021 beginnt das Jahr mit Einreisebeschränkungen und Kontrollen innerhalb Europas. Der utopische Entwurf für das historische Europa zur Gründungszeit der EU orientierte sich an dem Aufruf „Nie wieder Krieg“.
Für Ulrike Guérot als Gründerin des European Democracy Lab stellt sich die Frage, ob es heute nicht lauten könnte „Nie wieder geschlossene Grenzen?“
Maja Göpel: Unsere Welt neu denken – Eine Einladung.
Krisen bringen das Beste und das Schlechteste im Menschen hervor. Ein altes Sprichwort sei das. 2020 wird es häufig in den Mund genommen, vom Bundespräsidenten Frank Walter Steinmeier, vom „Weltspiegel“, von Menschen die sich Sorgen machen und von solchen, die in der Krise eine Chance für nach der Krise sehen. Worauf wollen wir den Fokus richten? GesellschaftswissenschaftlerInnen wie Maja Göpel, „Unsere Welt neu denken“, entwickeln mutig ein Szenario einer politischen Weltordnung, die sich daran orientiert, was für die Zukunft des Menschen auf diesem Planeten tragend sein könnte. Als Politökonomin fordert sie „Nullwachstum“. Schon der Klang dieses Begriffs lässt ÖkonomInnen zurückzucken. Weiterlesen „Maja Göpel: Unsere Welt neu denken – Eine Einladung.“
Marina Garcés: Neue radikale Aufklärung
Gegenwärtiges kritisches Denken steht im Zentrum der Arbeit der spanischen Philosophin Marina Garcés, so auch in der 2019 auf deutsch erschienenen Ausgabe: Neue radikale Aufklärung.
In der Tradition der Frankfurter Schule übt Garcés ihre Kritik an einer ideologisierten Vernunftinterpretation, die uns eben dahin geführt hat, wo wir heute stehen: an einen historischen Punkt allgemeiner Erkenntnis der angerichteten Zerstörung. Sie bezieht sich zum Einstieg auf ein Zitat aus dem Grundlagenwerk von Theodor W. Adorno/Max Horkheimer, der Dialektik der Aufklärung:
„Seit je hat Aufklärung im umfassendsten Sinn fortschreitenden Denkens das Ziel verfolgt, von den Menschen die Furcht zu nehmen und sie als Herren einzusetzen. Aber die vollen aufgeklärte Erde strahlt im Zeichen triumphalen Unheils.“ (Theodor W. Adorno/Max Horkheimer: Gesammelte Schriften, Band 3, Suhrkamp, 1997, S.19) Weiterlesen „Marina Garcés: Neue radikale Aufklärung“
Dagmar Eger-Offel: Gibt es eine Moral für die Zukunft?
Out now!
Mein neues Buch zu den brisanten Fragen an eine Ethik, an eine Gesellschaftstheorie, an die Moral: Ist die moralische Haltung, die wir zu diesen Fragen einnehmen überhaupt noch von Bedeutung?
Klappentext:
Ein Paradigmenwechsel ist gefordert, von der „Fridays for Future“-Bewegung eingeklagt, von der Politik mit Bauchweh eingeräumt, von der Wirtschaft nach den Gesetzen des Marktes weg interpretiert.
Was ist die Basis für all die verschiedenen Interessengruppen in einer Gesellschaft, auf der sie in ihren Argumentationen überhaupt erst zu einer fruchtbaren Auseinandersetzung kommen können? Vielleicht sollten wir uns darüber Gedanken machen, ob wir unsere Bedeutungszusammenhänge überdenken wollen, um zu veränderten Visionen für eine gestaltbare Zukunft zu kommen. Einige dieser Bedeutungszusammenhänge werden hier diskutiert auf der Basis psychologischer Entwicklungstheorien, ethischer Grundlagentheorien und umweltethischer Schlussfolgerungen daraus. Weiterlesen „Dagmar Eger-Offel: Gibt es eine Moral für die Zukunft?“
Irvin D. Yalom: Und Nietzsche weinte
In neuem Zusammenhang einen alten Schatz entdeckt: „Und Nietzsche weinte“. Auch bei wiederholter Lektüre erneut ein sehr starkes Buch, eines, das so recht ordentlich an die Substanz geht.
Die fiktive Begegnung Otto Breuers – eines Arztes im Wien des ausgehenden 19. Jahrhunderts, der vor allem durch seine mit Freud zusammen verfassten „Schriften zur Hysterie“ Berühmtheit erlangte – mit dem Philosophen Friedrich Nietzsche ist ein grandioser Wurf. Nietzsche der Philosoph mit dem Hammer, der alles, was als autoritäre Vorstellung von Moral, Konvention, Verhältnismäßigkeit angesehen werden kann, kategorisch ablehnte, und sich auf einen verzweifelten Weg machte mit seinem „Zarathustra“, um selbst die eigenen Regeln aus freier Kraft zu modellieren, dieser Nietzsche ist im Jahr 1882, in dem der Roman spielt, bereits am Ende seiner Kräfte. Die Begegnung mit einer starken Frau, mit Lou Andreas Salomé, hat ihn in seinem Selbstbild so tief erschüttert, dass er seine Geister nicht mehr los wird. Weiterlesen „Irvin D. Yalom: Und Nietzsche weinte“
Jürgen Neffe: Marx – Der Unvollendete, Teil II
Teil II
Bei Jürgen Neffe fügen sich die Puzzleteile verschiedener Aspekte des Kapitals in der historischen Analyse und seiner Folgen zu Zeiten des Manchester Kapitalismus und ganz konkret bei der Familie Marx zusammen zu einer umfassenden Geschichte über Ökonomie, Zeithistorie, Familiendrama und Gesellschaft. Und mit Abstand betrachtet gibt die komplexe Zusammenstellung einen Blick frei auf zweihundert Jahre Entwicklung des Kapitalismus, mit dem Puzzleteile verschoben und zusammengesetzt, vorwärts und rückwärts betrachtet, am Ende Marx in seiner nie nachlassenden Aktualität noch einmal rezipiert werden muss.
Weiterlesen „Jürgen Neffe: Marx – Der Unvollendete, Teil II“
Jürgen Neffe: Marx – Der Unvollendete
„Was immer man aus Marx gemacht hat: Das Streben nach Freiheit, nach Befreiung der Menschen aus Knechtschaft und unwürdiger Abhängigkeit war Motiv seines Handelns.“ (Willy Brandt, 1977, Vorsatzblatt Jürgen Neffe)
Jürgen Neffe legt uns hier, pünktlich zum Marx- Jahr 2018, eine 600 Seiten Abhandlung vor, die so akribisch und detailgenau erarbeitet ist, dass man beinahe den Marx seiner mittleren Jahre, wie er um die Entstehung seiner großen Schriften ringt und in seinem Perfektionismus-anspruch recherchiert und recherchiert, vor sich sieht. Ist es eine Biographie, ist es eine politische Wirkungsgeschichte, ist es eine philosophische Analyse des Historischen Materialismus? Jürgen Neffe hat alles hineingepackt, um uns nichts vorzuenthalten. Es bedarf schon eines durchhaltenden Interesses, um die ganze Abhandlung zu inhalieren. Weiterlesen „Jürgen Neffe: Marx – Der Unvollendete“
Hannah Arendt: Vita Activa oder Vom tätigen Leben
In dem im Piper Verlag 1967 erschienenen Buch Vita Activa oder Vom tätigen Leben behandelt Hannah Arendt mit vorausschauender Perspektive die Entwicklung des Menschen in einer Gesellschaft von Arbeitstieren. Die Tätigkeiten des animal laborans haben wenig mehr mit ursprünglichem Tätigsein im Sinne von Handeln zu tun, sondern gleichen sich immer mehr Prozessabläufen an wie der Verfeinerung von Apparaten und Sinn und Zweck sind reduziert auf Selbsterhaltung.
Wie hat sich Philosophie verändert?
Die Philosophie begann bei Platon und Aristoteles mit Staunen und ist heute von einem Pragmatismus durchsetzt, der den Menschen allein als von seinen Interessen motiviert betrachtet. Gleichzeitig ist der Mensch der festen Maßstäbe jenseits der Herstellungsprozesse verlustig gegangen. Weiterlesen „Hannah Arendt: Vita Activa oder Vom tätigen Leben“