Die Reise führt durch mehrere Etagen einer in Genf sitzenden internationalen gemeinnützigen Organisation, durch verschiedene Länder und viele Betten. Ein lebensmüder PR- Misanthrop arbeitet an der Biographie des Gründers dieser Vereinigung und lässt vermuten, dass es in der ganzen Auslegung der Geschichte um einen einzigen PR-Fake geht. Und auf diese Art ist es auch erträglich, die ganzen Frauengeschichten als einen großen Selbstbetrug mit misogynen Abstandshaltern einzuordnen, ohne die der Lebensmüde lieber heute als Morgen aus dem Leben scheiden würde.
In einer Wette mit seinem Therapeuten verkündet er, noch ein Jahr dieses armseligen Lebens dranzuhängen, sofern es ihm gelingt, jeden Monat eine „Frau zu verbrauchen“. (S.10) Im zwölften Monat bei der zwölften Frau, der er in einem Kriegsgebiet in Afrika nachsteigt kann man bloß hoffen, dass er für immer aus dem Gedächtnis der LeserIn verschwindet.
Wenn die zunächst geneigte LeserIn des Englischen und des Französischen einigermaßen mächtig ist, kann es ein Vergnügen sein, die vielen international geführten Gespräche und mails auch zu verstehen. Unverständlich bleibt aber trotz Sprachkenntnissen der reduziert sexualisierte Blick auf das ihn umgebende Leben. Und wie nicht selten bei zu Exzessen neigenden Protagonisten ist auch dieser Part für ihn selbst zutiefst unbefriedigend und für die LeserIn auch. Der eigentlich interessante Storyplot: der Executive Chairman der Organisation, an dessen gefakter Biographie der Hauptprotagonist arbeitet, krepiert an seiner eigenen Geltungssucht. Der Protagonist selbst leidet an seiner gefakten sozialen Biographie und die nicht mehr geneigte Leserin verspürt den Wunsch, die zwölfte Frau möge die Welt erlösen von seinem Blick.
Fazit: Schnell gelesen, schnell rezensiert, schnell vergessen.
Christoph Höhtker: Das Jahr der Frauen
Weissbooks GmbH, Frankfurt am Main 2017
Longlist Deutscher Buchpreis 2017
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