Eine Ghostwriterin macht sich auf den Weg nach Italien, um dort entspannt in Klausur zu gehen, für ein Premium-Projekt ihres Verlags, bei dem sie für einen von seiner eigenen Großartigkeit geblendeten Unternehmer eine Biographie verfassen soll. In den Schweizer Bergen landet sie durch verschiedene Umstände und eigenen Trotz in einem Bergdorf, in dem sie dann völlig unerwartet Monate verbringt. Und hier beginnt die zauberhafte Geschichte eines „nebenbei“ ereigneten Ausstiegs in eine Landschaft und eine Atmosphäre, in die die Leserin der Protagonistin sofort folgen möchte. Auch wenn die Berglandschaft keineswegs heimelig beschrieben wird, sondern allem etwas Unwägbares anhängt, so ist doch das Sich-Einfügen in die Umgebung von einem magischen Zauber begleitet.
„Am liebsten hätte ich das Erodieren meines Zeitempfindens dem Garten und dem, was Uta und Andrin dort anbauten, in die Schuhe geschoben. Schließlich hielt sich das anarchische Grünzeug an keine Regel, trieb abnorm früh aus und wuchs in einem Tempo, als gäbe es Medaillen zu gewinnen. Die irrwitzigen Früchte reiften im Akkord, die Wachstumsperioden liefen aus dem Ruder, und hätten jeden, der versucht hätte, sich an ihnen zu orientieren, in Verwirrung gestürzt.“ S.189/190
Und das, was hier an kulinarischen Festen gefeiert wird, allabendlich und nur mit dem, was die Natur ringsum hergibt, das kennt seinesgleichen nicht. Ich hätte gerne das mysteriöse Rezeptbuch, zu dem hier jetzt nicht mehr verraten wird. Die Geschichte lebt von ihren Geheimnissen und einige bleiben auch nach Abschluss der Lektüre als solche im Raum stehen. Und das ist das Schöne an diesem Buch: eine einfache, gar nicht komplizierte Parallelwelt fächert sich auf in einer Facettenhaftigkeit, die ihren Glanz aus der dieser Welt zugeneigten Sprache der Erzählerin bezieht.
Vielleicht, weil die Schriftstellerin auch bildende Künstlerin ist, haftet diesem Debütroman eine Liebe in der Gestaltung an, die beim Lesen spürbar ist. Der Roman ist auch in limitierter Auflage mit Originalholzschnitt der Autorin erschienen.
Martina Altschäfer: Andrin
Mirabilis Verlag 2020
Vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar
Vielen herzlichen Dank für das Lob! Das Buch hat mir aber auch echt sehr gut gefallen und inspiriert mich für mein eigenes Schreiben.
Liebe Grüße
LikeGefällt 1 Person
Das freut mich! Ich musste übrigens beim Lesen auch an dein damaliges Manuskript denken, über das wir mal gesprochen haben.
Liebe Grüße Birgit
LikeGefällt 1 Person