Lesung aus Juli Zeh: Corpus Delicti. Ein Prozess.

 

Ursprünglich als Theaterstück geschrieben und 2007 in Essen uraufgeführt, behandelt der Roman die Problematik des Abwägens von Sicherheit und Kontrolle versus Freiheit und Eigenverantwortlichkeit. Juli Zeh schrieb hier eine Dystopie über eine zukünftige Gesundheitsdiktatur, in der per Definitionem allgemeines und persönliches Wohl zusammenfallen sollen. Die Menschen werden strengen Regeln unterworfen, werden überwacht und genötigt, sich dem Gesundheitsparadigma als einzigem Grundsatz zu unterwerfen. Und wie es wohl in der Natur der Sache liegt: auch diese Diktatur erhebt einen Unfehlbarkeitsanspruch. Ihre METHODE wird von der Allgemeinheit getragen – außer von der RAK, einer terroristischen Vereinigung, die plädiert auf ein „Recht auf Krankheit“ – bis zu diesem Präzedenzfall, bei dem sich erweist, dass auch dieses System einem Irrtum mit fatalen Folgen unterliegen kann.

Mia Holl erfüllt ihr Gesundheitsprogramm nicht, seit der Sebsttötung ihre Bruders im Gefängnis. Sie wird deshalb der Methodenfeindlichkeit bezichtigt und angehört. sie bittet einfach um ein bisschen Zeit.

„Dann geht es Ihnen nicht darum, die Grundsätze der METHODE in Frage zu stellen?“
„Ich bin Naturwissenschaftlerin, Euer Ehren. Niemand weiß besser als ich, dass jedes biologische Leben darauf abzielt, Wohlbefinden zu erreichen und Schmerz zu vermeiden. Nur ein System, das diesen Zielen dient, ist legitim.“ ( S.59)

Juli Zeh: Corpus Delicti. Ein Prozess. Verlag Schöffling, Frankfurt am Main, 2009

Foto Juli Zeh:https://images.app.goo.gl/yMEEdys3YFU…
Cover: Klett Verlag Abiturempfehlung 2019 Genre: Science-Fiction Themen: Diktatur , Dystopie , Totalitarismus , Freiheit , Individuum , Gesundheit

2 Kommentare zu „Lesung aus Juli Zeh: Corpus Delicti. Ein Prozess.

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