Lesung aus Albert Camus: Die Pest

Die Pest ist ein Roman, der seit Generationen die Menschen darin bestärkt, in den extremsten Situationen an die Solidarität zu glauben. Für den ersten Teil habe ich einen Abschnitt gegen Ende des Romans ausgesucht, in dem Tarrou, ein ursprünglich Fremder in der von der Pest befallenen Stadt Oran, dem Arzt Rieux erklärt, warum er es sich hier zur Aufgabe gemacht hat, zu helfen, Tag für Tag. Ein besonders bedeutender Abschnitt, indem er erklärt, warum der von Menschen gemachte Tod, in Form der Todesstrafe, die Menschheit verseucht. Vielleicht ist dies überhaupt eine Schlüsselstelle zur Interpretation des Romans. Die Pest hat mehrere Bedeutungsbezüge. Der Tod einiger kann nicht hingenommen werden, auch nicht für ein Ideal eines besseren Lebens für viele. Das Thema der Revolution, über das sich Camus mit Sartre überworfen hat.
Bild: Bildquelle: (CC BY-SA 4.0)/Wikimedia Commons

 

Auf literaturcafé.de entdeckt, für die, die sich für den ganzen Roman interessieren:

Ab kommenden Montag, 30. März 2020, täglich von 10 bis 11 Uhr morgens liest Wolfgang Tischer an dieser Stelle den Roman von Albert Camus.

https://www.literaturcafe.de/die-pest-albert-camus-live/?pk_campaign=feed&pk_kwd=die-pest-albert-camus-live

Albert Camus

Der Mythos von Sisyphos, ein verzweifeltes Bild. Sollte man meinen. Sisyphos, der die Götter herausgefordert hat, wird dazu verurteilt, in der Unterwelt auf ewige Zeiten einen schweren Felsbrocken den Berg hinaufzurollen, nur um dann mitansehen zu müssen, wie er wieder hinabrollt.

„Sisyphos, der ohnmächtige und rebellische Prolet der Götter, kennt das ganze Ausmaß seiner unseligen Lage: über sie denkt er während des Abstiegs nach. Das Wissen, das seine eigentliche Qual bewirken sollte, vollendet gleichzeitig seinen Sieg. Es gibt kein Schicksal, das durch Verachtung nicht überwunden werden kann.“

„Der Kampf gegen Gipfel vermag ein Menschenherz auszufüllen. Wir müssen uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen.“ (Albert Camus: Der Mythos von Sisyphos)

Nun, die eigentliche philosophische Herausforderung könnte in der Frage liegen: Hat das Absurde einen Sinn? Es ist und bleibt in der Welt, ob der Mensch aufgibt oder nicht. Soll er sich damit abfinden oder dagegen revoltieren?

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Kamel Daoud: Der Fall Meursault – eine Gegendarstellung

Eine Frage drängt sich auf: Warum ist da nicht schon längst jemand darauf gekommen und mit welchem Buch könnte man das noch machen? Einer Figur, die als Statist mit Schlüsselfunktion keine eigene Identität bekommen hat, ein Gesicht geben, eine Geschichte auf den Leib schreiben.

„Der Araber“ in Camus’ „Der Fremde“ bekommt in Daouds Erzählung endlich sein Gesicht, bekommt seine eigene Geschichte. Dabei spiegelt Daoud in vielen Passagen die Gedankengänge Camus’, er nimmt sie auf, zerlegt und erklärt sie – im Unterschied zu Camus – entstellt sie aber auch. Und natürlich werden aus der besonderen Perspektive des kolonialisierten, des besetzten Arabers ganz andere Fragen existentiell.

„Es ist ganz einfach: Diese Geschichte müsste neu geschrieben werden, in der gleichen Sprache, aber diesmal, wie das Arabische, von rechts nach links.“

9783462047981

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