Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main, 2004. Hebräische Originalausgabe: Keter Verlag, Jerusalem, 2002.
Aus dem Hebräischen von Ruth Achlama.
Auf den Filmfestspielen in Cannes 2015 stellte Natalie Portman ihren ersten Film als Regisseurin vor, „A Tale of Love and Darkness“, nach dem Roman von Amos Oz, in dem sie auch die Hauptrolle spielt. Nun kommt diese autobiographisch erzählte Familiengeschichte als Kinofilm auf die Leinwand.
Amos Oz beschreibt in seinem 800 Seiten starken Roman die verschiedenen Phasen der politischen Umstände in Israel, besonders Jerusalem, seit den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts. Seine Großeltern flohen 1933 mit seinem Vater aus Polen und Amos Oz wurde als Amos Klausner in Jerusalem geboren. Zur selben Zeit wurde der Sohn des in Polen gebliebenen Onkels, noch nicht einmal drei Jahre alt, ermordert, als innerhalb von zwei Tagen 25.000 Juden erschossen wurden.
Eindrücklich erzählt Amos Oz mit der Stimme seiner Tante die Ankunft einer jungen Person im damaligen Israel, die auf ihrer Reise noch gar nichts mit dem jüdischen Staat anzufangen weiß, nach ihrer Ankunft aber zum ersten mal ein ergreifendes Gefühl von Heimat erlebt. Die Kämpfe in den nächsten Jahren, zunächst um die Situation des israelischen Staates nach dem Rückzug des britischen Mandats, dann um die zwei Staatenlösung, das Grauen des Krieges und die Angst vor Vernichtung, all dies wird auf der historischen Ebene aus der Sicht des Heranwachsenden geschildert.
Auf einer zweiten Ebene ist die Entwicklung des Kindes Amos Klausner, das sich selbst das Lesen beibringt und in einem gelehrten Haushalt aufwächst, die Geschichte eines Menschen, der sich als Schriftsteller ein Leben lang am Erbe seiner Eltern abarbeitet. „Alles, was meine Eltern in ihrem Leben nicht erreicht hatten, luden sie auf meine Schultern.“ Dabei versäumt er es nicht, auf zuweilen sehr humorvolle Art und Weise sich selbst zu karikieren, was dem Buch bei aller Schwere auch eine humorvolle Seite verleiht. Sympathische Lebensklugheit und Selbstzurücknahme verbinden sich mit Situationsdarstellungen, in denen dem Leser die Bedingtheit der individuellen Lebensgestaltungsmöglichkeiten unter diesen besonderen Umständen der Juden in Israel unter die Haut geht.
Der rote Faden, wenn er auch nicht den größten Raum im Roman einnimmt, so doch den emotionalsten, ist die Geschichte seiner Mutter, die sich 1952 mit 38 Jahren das Leben nimmt. Amos Klausner ist damals zwölfeinhalb Jahre alt und wählt zwei Jahre später den Kibbuz als Lebensraum für sich, zunächst auch aus Protest gegen alles, was der gelehrte Vater für ihn verkörpert. Die Geschichte der Mutter, die sich als gebildete Frau nach den früheren Lebensumständen in Polen zurücksehnt und ihren Platz im Jerusalem dieser Zeit nicht findet, bildet auch das Leitmotiv für Natalie Portmans Verfilmung des Romans.
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