Susanne Thomas: In Zeiten des Tulpenwahns

Für Liebhaber*innen historischer Romane, verbunden mit der Dramatik der gesellschaftlichen Verhältnisse aus der Innenschau einer Figur, ist Susanne Thomas’ Roman ein sprachlich und stilistisch gelungenes Buch. Die Autorin zeichnet einige schöne Sprachbilder, in denen sie dem Duktus der Zeit und der jeweils dargestellten gesellschaftlichen Schicht Rechnung trägt. Das Stilmittel, Situationen über die historischen Gemälde der großen niederländischen Maler zu beschreiben, ist so schön wie eindrucksvoll.

„Wenige Pinselstriche vermögen die Szene zu beschreiben. Ein alter Mann und eine junge Frau am Abendtisch. Die letzten Sonnenstrahlen dringen von der linken Seite durch das Butzenglasfenster und tauchen die Szene in ein warmes, goldenes Licht. Eine einzelne Kerze erhellt zusätzlich den Tisch, auf dem einfache Kreisformen dominieren: ein angeschnittener Laib Brot, ein kleiner Laib Käse und zwei Zinnteller. Das Strahlen des hellen Tischtuchs lenkt den Blick auf die einfache Mahlzeit.“

Seite 86

Die inhaltliche Beschreibung eines verzweifelten Versuches, über die Schönheit der Tulpen viel Geld zu machen, und doch gleichzeitig eigentlich die Schönheit als Selbstzweck zu verehren, führt zu einem Paradox, an dem nicht nur die Figur des Tulpenzüchters Nicolaes scheitert, sondern auch seine schöne Tochter, für deren Mitgift er die Geschäfte tätigen möchte. Um ihrer Redlichkeit und Reinheit willen wird er zum Betrüger. Und da wird die Dramatik dann schulbuchmäßig. Eine Messaliance wird ab der Mitte des Romans zum bestimmenden Handlungsstrang, der alles andere mit ins Verderben zieht.
Sehr interessant ist der abschließende Hinweis auf die Wellenbewegungen in den Handelsgeschäften mit den unterschiedlichsten Blütenarten aus Holland. Und immer ist es das Schöne, das verdorben wird durch den Wunsch, es zu Kapital zu machen.

Vielen Dank an die Autorin für das Rezensionsexemplar
Zum Blog der Autorin

Titel: In Zeiten des Tulpenwahns
Autor*in: Susanne Thomas
Seitenzahl: 234
Erscheinungsdatum: 26.3.2021
Verlag: Ruhland
ISBN: ISBN 978-3-88509-166-0

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