Wolfgang Kersting, 2012 Preisträger des Freiheitspreises der Friedrich- Naumann- Stiftung, für Impulse einer liberalen Bürgergesellschaft, erklärt in dem von ihm im Jahr 2000 herausgegebenen Buch „Politische Philosophie des Sozialstaats“ den Wohlfahrtsstaat zur „Bürgerlichkeitsverhinderungsmaschine“. Sein Hauptaugenmerk, um Gerechtigkeit zu schaffen, liegt auf der Schaffung von Arbeitsplätzen, anstatt Ausgleichsleistungen zu zahlen. Aus der FAZ vom 06.08.12: „Vor dem Hintergrund der liberalen Freiheitsethik ist dem expansiven Wohlfahrtsstaat der Gegenwart entschieden der Vorwurf der moralischen Kontraproduktivität zu machen: Er betreibt zügig die Abschaffung der Selbständigkeit, er verhindert Bürgerlichkeit.“
Warum nur kommt dem Leser seiner Artikel der Verdacht, dass es mit der Schaffung von Arbeitsplätzen, so gut dieser Gedanke im Ansatz ist, nicht getan ist? Wie sollen die liberalen Bürger für ihre Ausbildung selbst bezahlen, ihre Rente selbst ersparen und auch im Gesundheitssektor bis auf Minimalversorgung sich selbstfinanziert absichern, wenn doch schon ein Mindesteinkommen von liberaler Seite her nicht vertretbar ist?
Nun, der Staat braucht seine Steuerzahler, also selbst wenn nicht umfangreiche Ausgleichsleistungen bezahlt würden, hätte der Staat ein Interesse an der Schaffung von Arbeitsplätzen. Aber wer sagt, dass deren Entlohnung unter liberalen Maßgaben für ein würdiges Leben, geschweige denn für selbstverantwortete Absicherung ausreichend wären? Eine liberale Reduzierung der staatlichen Verantwortlichkeit reißt eine Reihe anderer gerechtigkeitsethischer Lücken auf, von denen nicht zu vermuten ist, dass die Wirtschaft diese in freiwilliger Selbstverpflichtung ausgleichen würde.
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