Zum Literaturnobelpreis für Swetlana Alexijewitsch
Buchrezension „Der Krieg hat kein weibliches Gesicht“
Aus dem Russischen von Ganna-Maria BraungardtSuhrkamp Taschenbuch Verlag, 2015
Kaum eine Preisvergabe wird jedes Jahr auf Neue in ihrer Würdigkeit so heftig kritisiert, wie die Auswahl des jährlichen Literaturnobelpreisträgers. Dieses Jahr richtete sich die Kritik auf die Frage: Ist es überhaupt Literatur, wenn jemand eine Collage aus Zeitzeugenberichten zusammenstellt?
Natürlich bewegt man sich als Autorin hier an der Grenze zwischen Reportage und Literatur. Auch Irina Liebmann musste sich dieselbe Kritik gefallen lassen mit „Berliner Mietshaus“ in den 80er Jahren, jetzt wird das Buch wieder beachtet als Zeitzeugenliteratur zur Wende.
Was macht Literatur zur Literatur? Selbst wenn ein Gespräch wiedergegeben wird, so wird schon allein durch die Auswahl, durch Auslassungen, durch kommentierende Ergänzungen, ein Gestaltungsziel verfolgt und umgesetzt: die Intention, eine bestimmte Stimmung, eine Emotion, eine mit einem bestimmten Blick verbundene Perspektivübernahme herauszufordern. Und die Art und Weise der Gestaltung ist eine künstlerische. „Literaturnobelpreis 2015 für Swetlana Alexijewitsch“ weiterlesen