Caroline Auguste Fischer

 Welche Themen hatten Autorinnen zur Zeit unserer großen Bildungsideale? Ein Beispiel: Caroline Auguste Fischer, die unter Pseudonym veröffentlichen musste und im Gegensatz zu den späteren Schriftstellerinnen der Romantik als Frau aus einfachen Verhältnissen keine Unterstützung und Förderung hatte.

Sie setzte sich in ihren Schriften auch mit Mädchenerziehung und Bildungsideal auseinander und versuchte das Erziehungsmodell von Rousseaus „Émile“ auf weibliche Entwicklung anzuwenden, wobei sie nicht umhin kam, im Fall der Frau Bildungsideal, Erziehung zum Individuum und Rollenerwartung als Gattin, Mutter und Hausfrau in ihrer Widersprüchlichkeit darzustellen. 1818 fordert sie in einer Erzählung „Freyheit des Geistes für beide Geschlechter.“

1802 erscheint ihr Briefroman „Die Honigmonathe“ als subversive Ironisierung der Ideale weiblicher Bildung. Durch die Gegenüberstellung einer Protagonistin, die sich dem Ideal entsprechend zu einer Frau entwickelt „wie sie sein sollte“ und in der Ehe nichts anderes erfährt als Unterdrückung und erniedrigende Verhätnisse, und der anderen Protagonistin, die überall gegen diese Ideale verstößt und um ein selbstbestimmtes Leben kämpft, wird „Honigmonathe“ zu einer Geschichte um die Schwierigkeit weiblicher moralischer  Sebstgesetzgebung. Ihr Roman ist in dieser Zeit der einzigartige Versuch, Abhängigkeit nicht nur in Frage zu  stellen, sondern einen Gegenentwurf zu formulieren. Man muss bedenken, dass zu dieser Zeit im Falle einer Trennung der Vater die Rechte auf Kinder hatte, daraus erklärt sich das folgende Plädoyer für eine Ehe auf Zeit  aus den „Honigmonathen“ mit vereinbarungsmäßig legitimiertem Mutterschaftsanspruch:

„‚Mein Freund – sage ich dann – gefalle ich dir, so möge ich wohl auf ein Jahr der fünf deine Frau werden. Sind wir glücklich, so geben wir noch vier Jahre zu. Dann drey, dann zwey, und zuletzt hast du die Freyheit, dich alle Jahr von mir zu trennen.‘

‚ Aber in der Zeit wo du mir gehörst, gehöst du mir ganz. Kein Laufen, kein Gaffen! das sage ich dir! – Ich binde mich; aber auch du bist gebunden. Hälst du nicht Wort; so ziehst du weiter. aber die Kinder bleiben mir, oder aus der ganzen Sache wird nichts.‘

Nichts von Inconsequenz! die gewöhnlichen Ehen widerstehen mir noch eben so sehr wie vormals. Es ist mir unbegreiflich, warum sich die Leute schlechterdings auf das ganze Leben zusammenschmieden lassen.

Was wäre denn nun dabei verloren? Wenn sie alle vier oder fünf Jahre gesetzmäßig  erinnert würden; wie viel große Ränke des Bräutigams und viel kleine der Braut erforderlich waren, um des heiligen Joches würdig erachtet zu werden.

Nein! nein! Auf kurze Zeit wenigstens müssten sie getrennt, und ohne feyerliche Erklärung nicht wieder verbunden werden.“  (Honigmonathe, 136-38)

Caroline Auguste Fischer, Autorin: http://gutenberg.spiegel.de/autor/165

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